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Metze

Am nördlichen Rand der Fritzlarer Senke gelegen, gehört Metze zu einem Gebiet, das als „Wiege Hessens“ bezeichnet wird. Schönheit und Reiz dieser Landschaft wird den einheimischen oftmals erst bewusst, wenn sie von Fremden darauf hingewiesen werden. So hält sich zu beginn des 19. Jahrhunderts der Dichter Adalbert von Chamisso, der Verfasser von „Peter Schlemihls wundersame Geschichten“, in Metze auf. Seit dem 6. Dezember 1805 war Chamisso als Offizier des preußischen Regiments von Götze in Metze einquartiert und nutzte die freie Zeit, um in ausgiebigen Wanderungen die Gegend zu erkunden.

 

In einem Brief an seinen Freund schreibt er über Eindrücke: „Ich aber durchstreife das herrliche Gebirg und seine basaltischen wellenförmigen Häupter und freue mich seiner.“ Kurze Zeit später stellte er nochmals fest: „Zu jenen Bergen bei Metze sind wir wieder hinaufgeklommen – eine herrliche Gegend“.

 

Siedlungsspuren der Steinzeit

 

Bevor wir bei unserer Wanderung den Ort selbst betreten, wollen wir zunächst – ähnlich wie Chamisso – die nähere Umgebung erkunden.
Wendet man sich von Ermetheis kommend nach links, gelangt man auf dem Wanderweg N 7 vorbei am Schweinsberg durch ein Waldstück, den Willing, zum ehemaligen Forsthaus Gestecke und von dort zum Lautariusgrab, einem Steinkistengrab, das zur jungsteinzeitlichen Wartbergkultur gehört.
Weniger bekannt als das Züschener Steinkistengrab zeigt es heute leider deutliche Spuren des Verfalls. Tritt man wenig später aus dem Wald heraus, kommt die Basaltkuppe des Junkerskopfes ins Blickfeld des Wanderers, an dessen Hang man Bänke findet, die zur rast einladen. Sie gehören zu einem Grillplatz, der im Sommer oft und gern genutzt wird, um hier fröhliche Feste zu feiern. Von der 284 m hohen Kuppe des Junkernkopfes sieht man auf Metze hinunter. Lässt man den Blick über die Felder schweifen, die sich um den Basalthügel gruppieren, fallen großflächige dunkle Stellen im Boden auf. Man befindet sich hier in einem Gebiet, das den wachen Blicken von Archäologen und Hobbyforschern Fundstücke und Spuren menschlichen Lebens seit der Altsteinzeit offenbart.
So ist die „Schwarze Erde“ ein Flurstück, das den Menschen seit der Jungsteinzeit als Siedlungsplatz diente. Sie gehört zu den größten Bandkeramischen Siedlungen Nordhessens und wurde seit über 5500 vor unserer Zeit bis um Christi Geburt, also auch während der Bronze- und vorchristlichen Eisenzeit als Wohnplatz genutzt. Ganz in der Nähe erhebt sich der Güntersberg, auf dessen höchster Erhebung, dem großen Wachenkopf, in den 60er Jahren unseres Jahrhunderts durch Grabungen Siedlungsspuren der Wartbergkultur nachgewiesen wurden. Auch in der Ortslage selbst sind eine Vielzahl von vorgeschichtlicher und mittelalterlicher Fundstellen dokumentiert.
Eine große Zahl der hier gemachten Funde – vom Faustkeil über Bandkeramische Künfte bis zu mittelalterlicher Keramik – werden heute im Landesmuseum in Kassel bzw. im Heimatmuseum in Fritzlar aufbewahrt und zum Teil auch ausgestellt.

 

Wo ist Mattium?

 

Dass Fragen an die Geschichte auch heute noch die Gemüter zu erhitzen vermögen, zeigt eine andere Epoche. In der Zeit um Christi Geburt, die geprägt war von Auseinandersetzungen zwischen Germanen und Römern, lebten in unserem Raum die Chatten. Wegen Ihrer Wehrhaftigkeit und Unbeugsamkeit wurde dieser Volksstamm von den Römern sehr gefürchtet. Im Jahre 15 n. Chr. Berichtet der antike Schriftsteller Tacitus vom Rachefeldzug des Germanicus gegen die Chatten. Ihm gelang es, in einem Überraschungsangriff, den Hauptort der Chatten, Mattium, völlig zu zerstören. Bis heute wird die Frage kontrovers diskutiert, wo Mattium zu finden sei. Viele Orte wurden mit Mattium in Verbindung gebracht und von der Forschung auch wieder ausgeschlossen, so zum Beispiel Maden, der Gaugerichtsort der Chatten und die Altenburg bei Niedenstein mit ihrer bedeutenden Ringwallanlage. Metze wurde, belegt durch Sprachwissenschaftliche Untersuchungen, als möglicher Hauptort in Betracht gezogen. Insbesondere der Name des Baches „Matzoff“, der durch Metze fließt und eine sehr alte Sprachform repräsentiert, scheint hier einen Fingerzeig zu geben. Dennoch fehlen bis heute die Beweise, um bestimmen zu können, wo Mattium gelegen hat.

 

Spaziergang durch den Ort

 

Doch zurück zur Gegenwart. Wenden wir uns nun dem Ort selbst zu und betreten ihn vom Schäferweg, dem Wanderweg N 7a von Ermetheis her. Uns bietet sich eine Ortsansicht, die geprägt ist von Metzes früher Beteiligung am Dorferneuerungsprogramm Anfang der 70er Jahre, als der Begriff „Sanierung“ für die alten Fachwerkhäuser noch gleich bleiben war mit Abriss. Der sehr dicht bebaute Ortskern wurde zwar „aufgelockert“, doch entstanden auch schmerzliche Baulücken, die als Grünflächen zurückblieben. Auf dem Weg zur Kirche zeigt der Ort seinen ursprünglichen Charakter, der durch Fachwerkbauweise bestimmt ist. Markanter Blickfang am Dorfplatz ist das Pfarrhaus, das an der Stelle des Vorläuferbaus 1915 errichtet worden ist. Der aufwendig gestaltete, im Süden mit einem Erker versehene Fachwerkbau ist, gemeinsam mit dem Kirchturm, das wohl am häufigsten gewählte Fotomotiv Metzes.

 

Anmerkungen zur Dorfgeschichte

 

Gleich neben dem Pfarrhaus ragt der in romanischer Quadertechnik errichtete Kirchturm in den Himmel, das älteste erhaltene Bauwerk Metzes. Im 12. Jahrhundert erbaut, war seine ursprüngliche Funktion wohl die eines Wehrturmes. Er gehörte vermutlich zu einer größeren Anlage und verweist auf ein Adelsgeschlecht, das sich nach dem Ort benannte und in verschiedenen mittelalterlichen Urkunden ab 1151 erwähnt wird. Frühe Beziehungen Metzes zur Stadt Niedenstein findet man übrigens auch in diesem Zusammenhang, denn Kurt von Metze, der letzte Nachkomme des Ortsadels, war bis zu seinem Tod um 1436 vom hessischen Landgrafen mit dem Niedensteiner Burglehen „in Gestalt eines freien Hauses, Hofes und Grundes mit allen Freiheiten und Rechten in der Stadt mit Wald, Feld, Wasser, Wiese, Garten und Mühlenstadt“ belehnt. (Demandt, K.: Regesten des Landgrafen von Hessen, Nr. 850). Die Baugeschichte der Metzer Wohnhäuser reicht zurück bis ins 17. Jahrhundert. Das vermutlich älteste noch vorhandene Wohnhaus wurde 1669 erbaut. Den baugeschichtlich größten Einschnitt für das Dorf brachte die Zeit des 30jährigen Krieges mit sich. Denn 1638 wird von Pfarrer Dönch berichtet, dass eine Feuerbrunst, die in einem unbewohnten Hause durch Unachtsamkeit beim Backen verursacht wurde, die Hälfte des Dorfes samt Kirche und Pfarrgebäude in Schutt und Asche legte. Die andere Hälfte wurde 1640 durch unmittelbare Kriegseinwirkungen völlig zerstört.

 

Strukturwandel

 

Heute präsentiert sich Metze hauptsächlich als Wohnort. Die überwiegende Zahl der Arbeitnehmer fährt täglich nach Baunatal oder Kassel. Über Jahrhunderte bot Metze, ähnlich wie die umliegenden Gemeinden, Wohn- und Arbeitsplatz zugleich. Denn die landwirtschaftlich geprägte Wirtschaftsstruktur, die bis in die 50er Jahre unseres Jahrhunderts mit einem sehr geringen Einsatz von Technik betrieben wurde, band viele Arbeitskräfte. Noch um 1955 gab es 21 Pferde- und 32 Kuhbauern. Heute hat sich die Situation grundlegend gewandelt. Im Vollerwerb betreiben nur noch wenige Betriebe Landwirtschaft, wobei vier Höfe durch die Aussiedlungsmaßnahmen in den 60er Jahren im Ortsrandbereich angesiedelt sind. Dieser Strukturwandel hat natürlich auch zu Veränderungen im Zusammenleben geführt. Dorfleben und Dorfkultur als Ausdruck gemeinsamen Arbeitens (die Pferdebauern benötigen die Hilfe „ihrer Arbeitsleute“ bei der Ernte ebenso, wie umgekehrt diese die Hilfe der Pferdebauern bei der Aussaat ihrer Felder) gibt es so nicht mehr. Dennoch ist Dorfleben im Sinne von gemeinsamen Aktivitäten in Metze noch in vielfacher Form zu finden. An dieser Stelle haben die Vereine und Gruppen sowie die Kirche eine ganz wichtige Rolle übernommen. Neben den eigentlichen Vereinsaktivitäten wird von ihnen übers Jahr eine Fülle von Veranstaltungen, Festen sowie Fahrten organisiert und angeboten. Diese Arbeit bietet sowohl eine Grundlage für das Zusammenleben als auch eine Basis für die Integration neuer Bürger.